Pressemitteilung: Fernverkehrsvertrag wird zum SoSe 2026 gekündigt

Marburg: Semesterticketvertrag mit DB Fernverkehr AG wird zum Start des Sommersemesters 2026 aufgekündigt

Marburg, 15. Juli 2025

Seit dem Fahrplanwechsel 2018 ist Marburg mit dem damals neu verhandelten Fernverkehrsvertrag des Semestertickets an das ICE-Netz von DB Fernverkehr angeschlossen. Die Möglichkeiten der Nutzung von IC/EC-Zügen im bekannten Gültigkeitsgebiet (siehe AStA-Semesterticket-Webseite) sowie die der ICE-Züge auf der Relation Kassel-Marburg-Gießen-Frankfurt-Darmstadt-Heidelberg entfallen mit Ablauf des 31. März 2026. Ab dem 1. April 2026 umfasst das Marburger Semesterticket neben dem bekannten Radverleihsystem Nextbike also nur noch das Deutschlandsemesterticket und nicht mehr das "IC/EC Semesterticket Hessen plus".

Ab dem Wintersemester 2025/26 erhöht sich der Semesterticketanteil am Semesterbeitrag für das Deutschlandsemester­ticket kräftig: statt bisher 176,40 € kostet es dann 208,80 € pro Semester (34,80 € monatlich) aufgrund der Erhöhung des Deutschlandtickets von 49 € auf 58 € im Monat. Das bedeutet für viele Studierende eine spürbare Mehrbelastung.

Im Zuge dessen stimmte das Marburger Studierendenparlament am Montagabend darüber ab, den Fernverkehrsanteil im Semesterticket aufzukündigen. Einerseits, um den Semesterbeitrag zu senken, andererseits, um sich von einem Produkt mit mitunter schlechtem Preis-Leistungs-Verhältnis zu trennen. Durch die Aufkündigung des separaten Vertrages können ab dem Sommersemester 2026 über 60 Euro pro Studi/Semester eingespart werden. Diese Variante entspricht auch den Ergebnissen der kürzlichen Sozialerhebung des AStA Marburg, an der rund 1.600 Studierende teilgenommen haben. Insgesamt waren die Rückmeldungen im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage des Verkehrsreferats im WiSe 2024/25, bei der rund 3.500 verwertbare Antworten eingingen, deutlich anders gelagert. Dass der Semesterbeitrag im Wintersemester 2025/26 auf knapp 450€ steigt und damit deutschlandweit eine vergleichsweise extrem hohe Summe darstellt, konnte mit der Abstimmung am Montagabend ohnehin nicht mehr verhindert werden.

In vorangegangenen Sitzungen des Studierendenparlaments wurde immer wieder über die Fortführung des Deutschlandsemestertickets sowie des Fernverkehrsvertrags diskutiert. Letzterer wurde bei vergangenen Preiserhöhungen trotz traditionell gespaltenen Meinungen mitunter einstimmig fortgeschrieben.

Da die Listen im Studierendenparlament eine Kündigung in diesem Sommer erneut thematisieren wollte, stellte das AStA-Verkehrsreferat einen entsprechenden Antrag. Bislang fanden Fernverkehrsanträge lediglich bei Fortschreibungen (Preiserhöhungen) den Weg ins Studierendenparlament.

Die Kündigungsfrist für den Fernverkehrsvertrag (wirksam zum Start des SoSe 2026) ist der 15. Juli 2025. Aufgrund der anstehenden Veränderung des Fernverkehrstickets - ab dem Wintersemester 2025/26 wird dieses nicht mehr auf dem bekannten Papierausweis, sondern digital in der Uni-Marburg-App ausgestellt (an einer zum D-Ticket analogen Ausweichvariante wird noch gearbeitet) - und der zunehmenden Unzufriedenheit mit Unzuverlässigkeiten im Kontext von Baustellen, Umleitungen und Ausfällen auf der Main-Weser-Bahn hat DB Fernverkehr für den Herbst 2025 Nachverhandlungen in Aussicht gestellt. Hier wollte auch das AStA-Verkehrsreferat noch einmal versuchen, mögliche Nachschärfungen des Vertrags vorzunehmen - zum Beispiel in Sachen Ticketbereitstellung, Erstattungsmöglichkeiten oder Gültigkeitsgebiet.

Die Deutsche Bahn zeigte sich entgegenkommend und verlängerte die ursprünglich auf Mitte Juli angesetzte Kündigungsfrist auf den 15. November 2025, um mögliche Vertragsänderungen und Preisanpassungen nach Veröffentlichung der ersten Fahrplaninformationen für 2026 in Ruhe zu diskutieren. Damit wäre es auch ohne Eile möglich gewesen, den Vertrag planmäßig zum 1. April 2026 zu kündigen - egal, ob das Studierendenparlament Mitte Juli oder erst im Oktober/November darüber abstimmt.

Trotzdem fasste das Studierendenparlament in seiner außerordentlichen Sitzung am 14. Juli 2025 folgenden Beschluss: Die Kündigung wird sofort umgesetzt - der Fernverkehrsvertrag gekündigt. Das Verkehrsreferat soll keine weitere Verhandlungsrunde im Herbst über mögliche Änderungen anstreben. Alle drei Verkehrsreferenten plädierten in der Online-Parlamentssitzung mehrfach für eine Kündigung im Herbst. Michel Rudnitzki, AStA-Verkehrsreferent, äußerte sich schockiert: "Das StuPa hat sich so verhalten, als wenn man ein Rubbellos in der Hand hält und dieses einfach wegwirft, ohne es zu öffnen - damit wurden wir ohne Not an einer letzten Verhandlungsrunde gehindert."

Bis einschließlich 31. März 2026 bleibt der Status quo bestehen: Studierende können weiterhin alle genannten Fernverkehrsverbindungen nutzen, für das letzte verbleibende Semester auch mit einem digitalen Fernverkehrsticket. Ab dem 1. April 2026 gilt das Semesterticket dann ausschließlich für den Nah- und Regionalverkehr. Erst mit diesem Datum wird der vollständige Wegfall des Fernverkehrsvertrags wirksam - und mit ihm die langfristig niedrigere Gebühr im Semesterticket.

Das AStA-Verkehrsreferat gibt Folgendes zu bedenken:

  • Durch den Wegfall der mit dem Semesterticket nutzbaren Fernverkehrsverbindungen verschlechtert sich die Anbindung der Universitätsstadt Marburg für Studierende. Die Folge könnten noch vollere Regionalzüge sein. Die Zustände in vor allem RE98 und RE30 sind schon jetzt mitunter unhaltbar. Alle Studierende profitieren ab 2026 zwar von einem dadurch geringeren Semesterbeitrag, andere wiederum verlieren wichtige, alltagsrelevante, umsteigefreie Anbindungen an Wohn- und/ Arbeitsstellen wie Göttingen und/oder Heidelberg.

  • Ohne die Corona-Pandemie und die daraus resultierende Entstehung von 9-Euro-Ticket und Deutschlandticket sowie die damit einhergehende Preisspirale seitdem, wäre auch die Fernverkehrszukunft eventuell eine andere gewesen. Nun müssen wir hoffen, dass die D-Ticket-Preisspirale sich nicht noch weiter dreht. Verkehrsreferent David Bücker stellt wie bereits in den letzten Monaten heraus: "Wir sind der Meinung, das Marburger Semesterticket müsse sich vor allem darum kümmern, dass die Marburger Anbindung stimmt und nicht, dass man in Hamburg, Leipzig, München und Köln die S- und U-Bahnen inklusive hat."

  • Das Marburger Semesterticket - einst als "bestes Semesterticket Deutschlands" bezeichnet - ist ab dem Sommersemester 2026 endgültig "eines von vielen." Mit dem Verlust des Fernverkehrstickets verliert auch die Philipps-Universität Marburg einen bisher nicht unbeträchtlichen Standortvorteil.

Selbstverständlich wird das AStA-Verkehrsreferat dem Auftrag des Studierendenparlaments nachkommen und die Kündigung in den nächsten Tagen einreichen.

Auch nach Kündigung des Fernverkehrsvertrags im Marburger Semesterticket wird sich das Marburger AStA-Verkehrsreferat gemeinsam mit anderen Partnern aus dem Fahrgastbeirat von Stadt und Landkreis für eine langfristige Sicherung des Fernverkehrshalts Marburg (Lahn) einsetzen.

Für weitere Stellungnahmen, Rückfragen und Interviewanfragen bitte eine Mail an verkehr@asta-marburg.de senden.

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