Kritische Wissenschaft
Das Referat für Kritische Wissenschaft fördert gesellschaftskritische und emanzipatorische Inhalte in der universitären Forschung und Lehre. Wissenschaft ist unserer Auffassung nach nicht objektiv oder wertneutral, sondern findet stets im Kontext gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse statt.
Wissenschaft findet innerhalb der Gesellschaft statt – was bedeutet das?
Es heißt, dass „Wissenschaft“ immer von den aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen beeinflusst wird und andersherum aber auch diese beeinflusst. Die Geschichte der Wissenschaft wird oft intuitiv als geradliniges Fortschreiten betrachtet, das sich auf einem Zeitstrahl zwischen den Polen „früher = schlechter“ und „zukünftig = besser“ bewegt. Die Annahme, dass mit zunehmender Zeit und Forschung die Erkenntnis der Welt umfassender und besser wird, unterschlägt die Abhängigkeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Die Geschichte der Wissenschaft ist geprägt von Kontroversen, von Streit innerhalb der Schulen einer Disziplin und gleichzeitig von Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Kräften. Um die eigenen Aussagen bestmöglich abzusichern, werden Standards von Wissenschaftlichkeit festgelegt. Wissenschaftliche Forschung wird danach beurteilt, wie gut sie diesen Standards genügt.
Die Aufgabe der kritischen Wissenschaft ist es jedoch nicht, die Erfüllung solcher Standards zu prüfen. Gegenstand kritischer Betrachtung sind die Auswirkungen und Veränderungen einer Wissenschaft, die allen selbstgesetzten Gütekriterien gerecht wird. Aus welchen Verhältnissen ergibt sich beispielsweise eine Naturwissenschaft, die sich höchstmöglicher Objektivität verpflichtet, Zugeständnisse an die Menschenwürde und zivile Forschung macht, aber gleichzeitig Waffentechnologien entwickelt? Wie unabhängig ist die verstärkte Forschung zu Traumatherapien für zurückkehrende Soldat*innen in Zeiten größerer Militäreinsätze? Und unter welchen gesellschaftlichen Umständen findet sie statt?
Kritische Wissenschaft, was geht mich das an?
Wissenschaft ist Teil der Gesellschaft und somit ebenfalls gestaltbar. Unsere Universität ist kein isolierter Raum. Auch hier gelten die Prinzipien unbedingter Konkurrenz und Leistungsdruck in Lehre und Forschung. Wer versucht, sich dem zu entziehen, muss mit Mittelkürzungen und Rationalisierung rechnen.
In den meisten Studiengängen werden die Inhalte des wissenschaftlichen „Mainstreams” stur wiedergegeben. Für kritisches Hinterfragen bleibt keine Zeit und kein Raum.
Um sich mit Wissenschaft und besonders mit der eigenen Disziplin auseinanderzusetzen, bleibt bei den ganzen Anforderungen meistens weder Zeit noch Kraft übrig. Das Referat für Kritische Wissenschaft will an dieser Stelle ansetzen und solchen Inhalten an der Universität einen Raum bieten, denen dieser systematisch entzogen wird. Wir organisieren wissenschaftliche Veranstaltungen und planen Bildungsseminare, um Student*innen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen kritischen Inhalte nach außen zu tragen. Dabei ist es unser Anspruch, möglichst alle Fachbereiche angemessen zu repräsentieren und mit Menschen aller Statusgruppen zusammenzuarbeiten.
Wenn ihr mehr über unsere Arbeit erfahren oder eigene Ideen für kritisch-wissenschaftliche Projekte einbringen möchtet, meldet euch einfach bei uns!
Referat nicht besetzt
Das Referat wurde vom 59. StuPa (Legislatur 2024/25) bisher nicht mehr aufgestellt.